Anleitung: So wird der Pool kein Groschengrab
Ein Pool ist ein komplexes System aus Hydraulik, Chemie und Thermodynamik. Die meisten Kosten entstehen nicht durch die Nutzung (das Baden), sondern durch den "Standby-Betrieb" (Wasser sauber und warm halten).
Um den Rechner präzise zu nutzen, müssen wir mit drei Mythen aufräumen, die dir jeder Pool-Verkäufer gerne verschweigt.
1. Der Mythos der Wandisolierung
Styroporsteine oder isolierte Wände werden oft als Energiesparwunder verkauft.
Die Realität: Wärme steigt nach oben. Über 80% bis 90% der Wärmeenergie verliert ein Pool über die Wasseroberfläche (Verdunstung und Abstrahlung). Nur ca. 10-15% gehen über Wände und Boden ins Erdreich verloren.
Investiere dein Geld lieber in eine hochwertige Abdeckung (Oberfläche) als in extrem teure Seitenwand-Dämmung.
2. Die Hydraulik-Rechnung (Pumpe)
Das Wasser muss bewegt werden (Umwälzung), damit sich Chemie verteilt und Schmutz gefiltert wird. Faustregel: Das Beckenvolumen sollte im Sommer 2-3 mal pro Tag umgewälzt werden.
Aber: Schnell fließendes Wasser hat einen hohen Widerstand im Rohr und im Filter.
Das Gesetz der 3. Potenz
Eine Pumpe, die mit halber Drehzahl läuft, fördert zwar nur die halbe Wassermenge, verbraucht aber nur ca. ein Achtel des Stroms.
Strategie: Kaufe eine überdimensionierte Pumpe (oder Inverter) und lasse sie ganz langsam laufen ("Low & Slow"). Das spart hunderte Euro Strom und filtert sogar besser, da der Schmutz nicht durch den Sand gedrückt wird.
3. Die Chemie-Falle (Cyanursäure)
Wer organische 5-in-1 Multitabs aus dem Baumarkt nutzt, bringt mit jeder Tablette Cyanursäure (Stabilisator) ins Wasser. Diese baut sich nicht ab.
Ab einem Wert von 50mg/l wirkt dein Chlor nicht mehr ("Chlorblockade"). Das Wasser wird grün, obwohl du Chlor nachkippst.
Die teure Lösung: Du musst das halbe Becken abpumpen und mit Frischwasser auffüllen. Das kostet Wasser, Abwassergebühr und Heizenergie.
Die bessere Lösung: Anorganisches Chlor nutzen oder regelmäßig großzügig Rückspülen (Frischwasserzufuhr).
Physik: Was kostet 1 Grad Wärme?
Wasser hat eine extrem hohe Wärmekapazität ($c = 1,16 Wh / (kg cdot K)$). Das macht den Pool träge – und teuer im Aufheizen.
Die Aufheiz-Formel
Um einen Standard-Pool (8m x 4m x 1,5m = 48 m³ = 48.000 Liter) um nur 1 Grad Celsius zu erwärmen, benötigst du:
Kosten pro Grad Erwärmung (bei 35 Cent/kWh Strom):
• Mit Heizstab (COP 1): 55,7 kWh * 0,35€ ≈ 19,50 €.
• Mit Wärmepumpe (COP 5): 11,1 kWh * 0,35€ ≈ 3,90 €.
Der Feind: Die Verdunstung
Wenn du den Pool auf 28°C heizt und es nachts 15°C hat, dampft der Pool.
Verdunstet 1 mm Wasseresspiegel über Nacht (bei 32 m² Oberfläche = 32 Liter), verlierst du ca. 20 kWh Energie.
Ohne Abdeckung verlierst du an kühlen, windigen Tagen oft 5-10 mm. Das sind 100-200 kWh Verlust an einem Tag. Dagegen kannst du nicht anheizen.
Das Solar-Paradoxon
"Die Sonne heizt doch kostenlos!" Ja, aber sie scheint nur auf die Oberfläche. Ohne Umwälzung hast du oben 30 Grad und an den Füßen 18 Grad.
Eine Solarfolie (Noppenfolie) hat einen Doppeleffekt:
- Sie lässt Sonnenstrahlung durch (Glashauseffekt), das Wasser erwärmt sich.
- Sie verhindert Verdunstung fast komplett.
Realitäts-Check: Versteckte Kosten
Neben Strom und Wasser gibt es Posten, die oft vergessen werden.
1. Rückspülen (Wasserwechsel)
Ein Sandfilter muss regelmäßig (alle 1-2 Wochen) rückgespült werden, um den Dreck aus dem Sand zu waschen. Dabei gehen pro Vorgang 300 bis 800 Liter Wasser in den Kanal.
Über die Saison (20 Wochen) sind das schnell 10 bis 15 Kubikmeter Wasser.
Kosten: Wasserpreis + Abwassergebühr (oft 4-6€ pro m³) = ca. 60-100€ pro Jahr.
Wichtig: Dieses kalte Frischwasser (12°C) muss wieder aufgeheizt werden! Das sind versteckte Heizkosten.
2. Verschleißteile
- Filtermedium: Filtersand muss alle 2-3 Jahre getauscht werden (Verkeimung, Abnutzung). Filterglas hält länger (5-8 Jahre), ist aber teurer.
- Messsonden: Bei Dosieranlagen halten pH- und Redox-Elektroden oft nur 1-3 Jahre. Ersatz kostet 50-150€.
- Wärmepumpe: Hält ca. 10-15 Jahre. Amortisation muss innerhalb dieser Zeit erfolgen.
3. Einwinterung
Der Pool läuft im Winter nicht "kostenlos". Du brauchst Winterstopfen, Wintermittel (gegen Algen) und musst die Technik frostsicher entleeren. Oft muss der Wasserstand abgesenkt werden (unter die Einlaufdüsen). Im Frühjahr muss dieses Wasser wieder aufgefüllt werden.
🔗 Dein Wissensnetzwerk: Outdoor Living
Der Pool ist der größte Verbraucher im Haus. Optimiere das Umfeld.
Poolpumpe mit Solar?
Der perfekte Match: Die Poolpumpe läuft im Sommer tagsüber – genau dann, wenn dein Balkonkraftwerk Strom liefert. Oft läuft der Pool so stromkostenfrei.
Gartendusche optimieren
Hast du eine Warmwasser-Außendusche am Pool? Auch hier lohnt sich ein Sparduschkopf, um den Boiler nicht sofort zu leeren.
Jahresabrechnung simulieren
Ein Pool zieht schnell 2.000 bis 4.000 kWh extra. Prüfe, ob du in einen günstigeren Stromtarif wechseln solltest.
Poolbar Ausstattung
Ein Pool ohne kalte Getränke ist nur eine große Badewanne. Was kostet der Kühlschrank im Poolhaus?
Schwimm dich frei – aber rechne mit Köpfchen.