Heizung & Klima

Wärmepumpe Rechner 2025

Die Wärmepumpe ist das emotionalste Heizsystem Deutschlands. Für die Politik ist sie der Heilsbringer der Wärmewende, am Stammtisch oft als "Groschengrab" verschrien. Doch Physik lässt sich nicht durch Meinungen ersetzen. Die Wahrheit liegt in der Thermodynamik. Dieser Rechner und der folgende, umfassende Experten-Ratgeber ersetzen gefährliches Halbwissen durch harte physikalische und finanzielle Fakten. Wir prüfen nicht nur, ob sich die Wärmepumpe lohnt, sondern erklären im Detail, welche baulichen Voraussetzungen dein Haus wirklich erfüllen muss (Stichwort: Hydraulik und Heizflächen).

Interaktiver Rechner

Die Formel

Jahreskosten = (Wärmebedarf [kWh] / JAZ) × Strompreis [€]. Amortisation = (Invest_WP - Invest_Gas) / (Betriebskosten_Gas - Betriebskosten_WP).

Warum ist das wichtig?

Die Entscheidung für ein Heizsystem bindet dich für 20 Jahre. Ein Fehler hier kostet Zehntausende Euro – entweder durch zu hohe Investitionen oder durch explodierende Betriebskosten bei Gas (CO2-Preis). Wer jetzt falsch wählt, zahlt doppelt.

Beispielrechnung

Altbau (BJ 1980), 20.000 kWh Bedarf. Gas-Szenario: 12 ct/kWh + 90% Wirkungsgrad = 2.666€/Jahr. Wärmepumpe (JAZ 3,8): 5.263 kWh Strom × 28 ct (WP-Tarif) = 1.473€/Jahr. Ersparnis: 1.193€/Jahr. Amortisation Investitionsmehrkosten (nach Förderung): ca. 7 Jahre.

Kapitel 1: Die Physik des Geldsparens (Der Carnot-Prozess)

Eine Wärmepumpe ist kein Heizkessel, der Energie durch Verbrennung erzeugt. Sie ist eine Transportmaschine. Sie pumpt Wärmeenergie von einem kalten Ort (Draußen, Anergie) an einen warmen Ort (Drinnen, Exergie). Dafür nutzt sie elektrischen Strom, um einen Kompressor zu betreiben.

Das Verhältnis von eingesetztem Strom zu gewonnener Wärme nennt man COP (Coefficient of Performance). Ein COP von 4 bedeutet: Aus 1 kWh Strom mache ich 4 kWh Wärme. Die restlichen 3 kWh sind geschenkte Umweltenergie aus der Luft oder Erde.

Das eherne Gesetz der Hubhöhe (Temperaturhub)

Stell dir vor, du musst Wasser aus einem Brunnen hochpumpen. Je tiefer der Brunnen und je höher der Turm, desto anstrengender ist es.

In der Thermodynamik ist die "Tiefe des Brunnens" die Außentemperatur (Quelltemperatur). Die "Höhe des Turms" ist die Vorlauftemperatur (die Temperatur des Wassers in deinen Heizkörpern).

Szenario A (Neubau/Fußbodenheizung): Das Wasser muss nur "2 Meter hoch" (von 0°C Außen auf 30°C Heizwasser). Der Temperaturhub beträgt 30 Kelvin. Das ist leicht. Die Pumpe braucht wenig Strom. Hohe Effizienz (JAZ 4,5+).

Szenario B (Altbau/Kleine Heizkörper): Das Wasser muss "10 Meter hoch" (von 0°C Außen auf 60°C Heizwasser). Der Temperaturhub beträgt 60 Kelvin. Das ist Schwerstarbeit für den Kompressor. Der Stromverbrauch verdoppelt sich fast. Niedrige Effizienz (JAZ < 3,0).

Daraus folgt die wichtigste Regel für jeden Hausbesitzer: Senke die Vorlauftemperatur! Jedes Grad weniger im Heizwasser spart ca. 2,5% Stromkosten. Das ist der effektivste Hebel, den du hast – noch vor der Dämmung der Fassade.

Kapitel 2: Die Gas-Strom-Schere (Der Break-Even)

Ob die Wärmepumpe günstiger ist als Gas, ist keine Glaubensfrage, sondern reine Mathematik. Es hängt von drei Faktoren ab: Strompreis, Gaspreis und deiner Arbeitszahl (JAZ).

Die Goldene Break-Even-Formel:

JAZ > Strompreis / Gaspreis

Beispielrechnung für 2025:
Wärmepumpenstrom kostet ca. 28 Cent/kWh (viele Versorger bieten spezielle Tarife mit separatem Zähler).
Gas kostet inkl. CO2-Preis ca. 11 Cent/kWh.
Der Faktor ist also: 28 / 11 = 2,54.

Das bedeutet: Deine Wärmepumpe muss eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von mindestens 2,54 erreichen, damit die Betriebskosten identisch sind. Alles darüber spart bares Geld. Da moderne Wärmepumpen selbst im Altbau oft reale JAZ-Werte von 3,5 bis 4,0 erreichen, sind die Betriebskosten fast immer deutlich niedriger als bei Gas.

Der PV-Turbo: Eigenstrom nutzen

Hast du eine Photovoltaikanlage? Dann ändert sich die Rechnung dramatisch. Dein "Misch-Strompreis" sinkt.
Beispiel: Du deckst 30% des WP-Stroms über PV (Gestehungskosten 8 Cent/kWh) und 70% aus dem Netz (28 Cent).
Mischpreis = (0,3 * 8) + (0,7 * 28) = 22 Cent/kWh.
Neuer Break-Even-Faktor: 22 / 11 = 2,0.

Mit PV-Anlage wird die Wärmepumpe zur Gelddruckmaschine. Selbst eine schlecht laufende Pumpe (JAZ 2,5) spart hier massiv gegenüber Gas.

Kapitel 3: Das unbekannte Wesen "Hydraulik" (Volumenstrom)

Hier scheitern 80% der "Problem-Anlagen". Eine Wärmepumpe tickt anders als ein Gasbrenner. Ein Gasbrenner liefert extrem heißes Wasser (70°C) mit wenig Fluss (geringer Volumenstrom). Eine Wärmepumpe liefert lauwarmes Wasser (35-50°C), muss davon aber viel mehr durch die Rohre pumpen, um die gleiche Energiemenge in den Raum zu bringen.

Die Formel lautet: Leistung = Volumenstrom × Temperaturspreizung × Konstante.
Da die Spreizung (Unterschied Vorlauf/Rücklauf) bei der WP klein ist (oft nur 5 Kelvin, statt 20 Kelvin bei Gas), muss der Volumenstrom vervierfacht werden!

Der Praxistest für dein Haus:

Bevor du eine Wärmepumpe bestellst: Drehe alle Thermostate an deinen Heizkörpern voll auf (Stufe 5). Stelle deine Gasheizung auf eine Heizkurve, die maximal 50°C Vorlauf bei Frost erzeugt.

1. Wird es warm genug? Wenn ja: Super, Vorlauftemperatur passt.
2. Rauscht es in den Rohren? Wenn ja: Deine Rohre sind zu dünn für den benötigten Volumenstrom. Du brauchst evtl. eine hydraulische Weiche oder einen Trenpufferspeicher (Achtung: Effizienzverlust!).

Dünne "Spaghetti-Röhrchen" (oft in Häusern der 70er/80er Jahre) können das nötige Wasser nicht transportieren. Die Wärmepumpe wird ihre Wärme nicht los, taktet wild (geht ständig an und aus) und stirbt einen frühen Tod. Ein hydraulischer Abgleich ist daher absolute Pflicht!

Kapitel 4: Mythen im Faktencheck

Mythos 1

"Ohne Fußbodenheizung geht es nicht."

Falsch. Die Wärmeübertragung hängt von der Fläche ab. Ein Heizkörper Typ 11 (eine Platte) ist schlecht. Ein Typ 33 (drei Platten, drei Konvektionsbleche) hat bei gleicher Größe die dreifache Leistung. Durch den Tausch alter Heizkörper gegen "Wärmepumpen-Heizkörper" (ggf. mit kleinen Lüftern) kannst du die Vorlauftemperatur drastisch senken. Das kostet wenige tausend Euro und macht das Haus "WP-ready".

Mythos 2

"Das Haus muss erst komplett gedämmt werden."

Jein. Dämmung hilft immer (senkt den Verbrauch). Aber oft reicht schon der Tausch alter Fenster (Glastausch-Rechner) oder die Dämmung der obersten Geschossdecke, um die Heizlast so weit zu senken, dass eine WP effizient läuft. Eine Komplettsanierung der Fassade (50.000€+) ist oft wirtschaftlich nicht darstellbar und für den Betrieb der WP nicht zwingend, solange die Heizflächen groß genug sind.

Mythos 3

"Im Winter heizt man nur mit Heizstab."

Veraltet. Moderne Kältemittel wie Propan (R290) schaffen auch bei -15°C noch Vorlauftemperaturen von 70°C ohne Heizstab. Der Heizstab ist nur eine Notfallsicherung. In einer korrekt ausgelegten Anlage springt er statistisch nur an wenigen Stunden im Jahr an (bei < -10°C) und macht weniger als 2% des Jahresstromverbrauchs aus. Das ist vernachlässigbar.

Mythos 4

"Wasserstoff kommt bald für meine Gasheizung."

Ökonomischer Selbstmord. Grüner Wasserstoff ist knapp und teuer. Er wird für Stahlwerke und Chemieindustrie gebraucht. Selbst wenn er im Gasnetz ankäme, läge der Preis pro kWh bei 20-30 Cent. Die Wärmepumpe macht aus 1 kWh Strom (30ct) 4 kWh Wärme (7,5ct/kWh Wärme). Wasserstoff verbrennt 1:1 (30ct/kWh Wärme). Wasserstoff kann diesen Effizienzkampf physikalisch nicht gewinnen.

Tools für deine weitere Planung

Häufige Fragen (FAQ)

Funktioniert eine Wärmepumpe im ungedämmten Altbau?

Die kurze Antwort: Ja. Die lange Antwort: Es kommt auf die Heizkörper an. Entscheidend für die Effizienz ist nicht primär die Dämmung der Außenwand (diese bestimmt die Heizlast, also die Größe der Pumpe), sondern die benötigte Vorlauftemperatur. Wenn du deine Räume an kalten Tagen (-10°C) mit maximal 55°C Vorlauf warm bekommst (z.B. durch den Tausch gegen größere Typ-33 Heizkörper), arbeitet die Wärmepumpe effizient genug (JAZ > 3,5). Muss das Wasser auf 70°C erhitzt werden, wird der Stromverbrauch zu hoch und die Wirtschaftlichkeit kippt.

Was ist der Unterschied zwischen SCOP und JAZ?

Der SCOP (Seasonal Coefficient of Performance) ist ein Laborwert des Herstellers unter genormten Bedingungen (ähnlich dem NEFZ-Verbrauch beim Auto). Er dient dem Vergleich von Geräten. Die JAZ (Jahresarbeitszahl) ist die Realität in deinem Haus – inklusive Warmwasserbereitung, Installationsfehlern, Hydraulik und individuellem Nutzerverhalten. Für die Förderung und deine Geldbörse zählt nur die JAZ. Eine gute JAZ im Bestand liegt über 3,5; Spitzenwerte erreichen 4,5. Unter 3,0 wird die Wärmepumpe zur Kostenfalle.

Wie hoch ist die Förderung 2025 (KfW 458)?

Die Förderung ist komplex, aber lukrativ. Die Grundförderung beträgt 30% für alle. Für den Austausch einer alten funktionierenden fossilen Heizung (Öl, Kohle, Gasetagen, Nachtspeicher oder Gas > 20 Jahre) gibt es 20% Klimageschwindigkeits-Bonus (bis Ende 2028). Bei einem zu versteuernden Haushaltseinkommen unter 40.000€ gibt es weitere 30% Einkommens-Bonus. Der Fördersatz ist auf 70% gedeckelt. Die maximal förderfähigen Kosten betragen 30.000€ für die erste Wohneinheit. Das bedeutet: Maximaler Zuschuss = 21.000€.

Ist eine Wärmepumpe laut?

Moderne Geräte mit großen Ventilatoren und 'Eulenflügel-Design' sind extrem leise (oft < 35 dB(A) in 3m Entfernung), besonders im 'Silent Mode' nachts. Wichtig ist der Aufstellort: Nicht direkt unter dem Schlafzimmerfenster des Nachbarn und nicht in Ecken oder Nischen, die den Schall reflektieren (Trichtereffekt). Ein Betonfundament mit Entkopplung verhindert Körperschallübertragung ins Haus.

Brauche ich einen Pufferspeicher?

In modernen Anlagen oft nicht mehr zwingend für die Heizung, wenn die Hydraulik stimmt (Fußbodenheizung ohne Einzelraumregelung). Ein Pufferspeicher kostet Effizienz (Wärmeverluste). Er ist jedoch sinnvoll, um Sperrzeiten des Netzbetreibers zu überbrücken, zum Abtauen der Außeneinheit Energie bereitzustellen oder um PV-Strom thermisch zu speichern. Für Heizkörper-Systeme wird oft ein kleiner Rücklauf-Reihenspeicher empfohlen, um das Volumen zu erhöhen.

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