Kapitel 1: Die Listenpreis-Lüge – Warum der Kaufpreis egal ist
Stell dir vor, du kaufst eine Aktie für 100€. Ist sie teuer? Das weißt du erst, wenn du sie verkaufst. Kriegst du 120€, war sie billig. Kriegst du 50€, war sie teuer.
Bei Autos ist es genauso. Der reine Anschaffungspreis (Listenpreis) ist eine völlig irrelevante Zahl, wenn man nicht den Restwert kennt. Ein Auto, das 60.000€ kostet, aber nach 3 Jahren noch für 45.000€ verkauft wird, kostet dich "nur" 15.000€ an Wertverlust. Ein Auto für 40.000€, das nach 3 Jahren nur noch 15.000€ wert ist, kostet dich 25.000€.
Die goldene Regel: Du kaufst kein Auto. Du kaufst die Nutzung für einen Zeitraum X. Und die Kosten dieser Nutzung setzen sich aus vier Säulen zusammen, die wir hier analysieren:
- Wertverlust (Der stille Killer)
- Energie (Der monatliche Abfluss)
- Betriebskosten (Wartung, Steuer, Versicherung)
- Kapitalkosten (Zinsen & Opportunität)
Kapitel 2: Wertverlust – Die Restwert-Wette
Hier entscheidet sich das Rennen. Bis 2022 waren E-Autos extrem wertstabil (teilweise Verkauf über Neupreis!). Das ist vorbei.
Das Risiko beim E-Auto (Technologie-Sprünge)
Ein E-Auto ist wie ein Smartphone auf Rädern. Ein 5 Jahre altes Smartphone will niemand mehr, weil der Akku schwach ist und der Prozessor langsam.
Wenn 2027 eine neue Batterie-Generation (Feststoffbatterie) kommt, die 1.000 km Reichweite bietet und in 10 Minuten lädt, wer kauft dann noch dein "altes" 400km-Auto? Das Risiko eines technologischen Wertverfalls ist beim E-Auto höher als beim ausgereiften Verbrenner.
Das Risiko beim Verbrenner (Politik)
Der Verbrenner ist technisch ausgereift, aber politisch angezählt.
Steigen die CO2-Steuern auf Sprit massiv an? Kommen Fahrverbote in Innenstädten? Wird die KFZ-Steuer für Verbrenner vervierfacht? Ein Verbrenner, den du heute kaufst, könnte 2030 fast unverkäuflich sein ("Stranded Asset"), wenn der Unterhalt zu teuer wird.
Kapitel 3: Betriebskosten – Wo sparst du wirklich?
"Strom ist billiger als Benzin." Stimmt das noch?
Energie: Die 3-Klassen-Gesellschaft
Die Kosten pro 100km hängen extrem von deiner Ladequelle ab.
(Annahme: Verbrauch 20 kWh/100km vs. 7 Liter Benzin/100km)
| Quelle | Preis/Einheit | Kosten/100km |
|---|---|---|
| Benziner | 1,80€ / Liter | 12,60€ |
| E-Auto (Schnelllader) | 0,60€ / kWh | 12,00€ |
| E-Auto (Zuhause) | 0,30€ / kWh | 6,00€ |
| E-Auto (Eigene PV) | 0,08€ / kWh | 1,60€ |
Erkenntnis: Wer nur öffentlich lädt, spart fast nichts gegenüber dem Benziner! Die Magie passiert erst an der eigenen Wallbox.
Wartung: Weniger Teile, teurere Reifen
Ein E-Motor hat ca. 20 bewegliche Teile. Ein Verbrennungsmotor hat über 1.000. Das bedeutet weniger Ausfallrisiko.
Ersparnis: Kein Ölwechsel, keine Abgasuntersuchung (AU), kaum Bremsenverschleiß.
Kostenfalle Reifen: E-Autos sind wegen des Akkus 300-500 kg schwerer. Das Drehmoment liegt sofort an. Wer sportlich fährt, "radiert" seine Reifen in Rekordzeit runter. Ein Satz Spezialreifen (z.B. mit Schaumstoffeinlage für Geräuschdämmung) kostet oft 800€-1.200€. Plane das ein!
Kapitel 4: Der Staat zahlt mit (noch)
Hier punktet das E-Auto massiv.
- KFZ-Steuer: E-Autos sind bis 2030 steuerbefreit. Ein vergleichbarer Diesel kostet oft 300€-400€ pro Jahr. Über 10 Jahre sind das 3.000€ Vorteil.
- THG-Quote: Auch wenn sie gefallen ist (ca. 80-100€/Jahr), sind das über 10 Jahre immerhin ca. 1.000€ "Taschengeld".
- Dienstwagenbesteuerung: Der größte Hebel für Angestellte. Statt 1% vom Listenpreis musst du oft nur 0,25% oder 0,5% versteuern. Das kann netto 300€-500€ Unterschied jeden Monat auf dem Gehaltszettel ausmachen. Als Dienstwagenfahrer ist das E-Auto fast immer konkurrenzlos günstig.
🔗 Vervollständige deine Kostenrechnung
Der TCO-Rechner gibt dir den Überblick. Aber die Details entscheiden über den Sieg. Tauche tiefer ein:
Wallbox-Kosten prüfen
Um die günstigen 30 Cent/kWh zu nutzen, brauchst du eine Wallbox. Lohnt sich die Investition?
Ladeverluste = Versteckte Kosten
Unser Kostenrechner kalkuliert mit Verbrauchswerten. Rechne hier nach, wie viel % du für "Phantomstrom" aufschlagen musst.
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Der Gamechanger: PV
Mit Solarstrom fährt das E-Auto unschlagbar günstig. Berechne, ob eine PV-Anlage deine Mobilitätskosten halbiert.
Fazit: Rechnen statt Raten
Die pauschale Aussage "E-Autos sind zu teuer" ist genauso falsch wie "E-Autos sparen immer Geld". Die Wahrheit ist individuell.
Der Gewinner-Typ: Fährt viel (>15.000 km), kann zuhause (idealerweise PV) laden, nutzt das Auto lange oder least es günstig (Dienstwagen). Für ihn ist das E-Auto eine Gelddruckmaschine.
Der Verlierer-Typ: Fährt wenig (<5.000 km), muss ausschließlich öffentlich laden und kauft einen Neuwagen zum Listenpreis, den er nach 3 Jahren wieder verkauft. Er zahlt drauf.
Nutze den Rechner oben, gib DEINE echten Daten ein und finde heraus, zu welchem Typ du gehörst. Die Zahlen lügen nicht.