E-Mobilität

THG-Quote Rechner 2025

Es war zu schön, um wahr zu sein: Ein Foto vom Fahrzeugschein hochladen und ein paar Tage später 400€ auf dem Konto haben. Das war die Realität im Jahr 2022. Doch wer heute nach "THG Quote" sucht, reibt sich verwundert die Augen. Die Angebote liegen oft nur noch zwischen 70€ und 110€. Ist die Party vorbei? Werden E-Autofahrer abgezockt? Oder ist das System kollabiert? Dieser Rechner und der dazugehörige Deep-Dive-Artikel liefern dir die Antworten, die Anbieter oft verschweigen. Wir erklären dir nicht nur, wie viel Geld du bekommst, sondern warum der Markt durch gefälschtes Frittenfett aus Asien und betrügerische Klimaschutzprojekte ("UER") gecrasht ist. Wir zeigen dir, wie du seriöse Anbieter von Datenhändlern unterscheidest und warum die steuerliche Behandlung für Dienstwagenfahrer zur Falle werden kann.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Erlös = (Marktwert_Quote - Marge_Anbieter) * Risikofaktor_Markt

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, um nicht auf Lockangebote ("Bis zu 450€ möglich!") hereinzufallen. Verstehe den Unterschied zwischen Fix-Prämie (Sicherheit) und Flex-Prämie (Hoffnung). Prüfe, ob du für deinen Elektroroller (S-Pedelec) oder deine öffentliche Wallbox ebenfalls berechtigt bist.

Beispielrechnung

Realitäts-Check 2025: Ein Anbieter wirbt mit "350€ Flex-Prämie". Das Kleingedruckte sagt: "350€ werden nur ausgezahlt, wenn der Quotenmarktspreis 450€ übersteigt". Aktueller Marktpreis: ca. 120€. Realistische Auszahlung: 80€. Fazit: Die "Garantie-Prämie" von 90€ bei einem anderen Anbieter wäre der bessere Deal gewesen.

Kapitel 1: Der THG-Crash – Eine forensische Analyse

"Free Money" – so fühlte sich die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) im Jahr 2022 an. Es war ein Geschenk der Politik an E-Mobilisten, finanziert von der Ölindustrie. Doch 2024 und 2025 wachten viele E-Autofahrer auf: Statt 400€ boten Vergleichsportale plötzlich nur noch 80€ oder strichen die Auszahlung ganz.

Um zu verstehen, ob du dieses Jahr überhaupt noch eine Prämie beantragen solltest, müssen wir verstehen, warum der Markt implodiert ist. Es ist ein Krimi aus Wirtschaftskriminalität und Marktmechanik.

Der Mechanismus: Robin Hood oder Ablasshandel?

Das Prinzip ist simpel: Mineralölkonzerne (Shell, BP, Total etc.) müssen ihre CO2-Emissionen gesetzlich senken (Treibhausgasminderungsquote). Schaffen sie das nicht (weil sie zu viel Benzin/Diesel verkaufen), müssen sie Strafen zahlen.
Da ein E-Auto weniger CO2 ausstößt als ein Verbrenner, "sparst" du Emissionen ein. Der Gesetzgeber erlaubt dir, diese Einsparung zu zertifizieren und an die Ölkonzerne zu verkaufen. Die Konzerne kaufen dein Zertifikat, um ihre Bilanz sauberzurechnen und Strafzahlungen zu entgehen.

Die Ursachen des Preisverfalls

1. Der Biodiesel-Betrug ("Brown Grease")

Fortschrittliche Biokraftstoffe (aus Abfallresten) werden auf die Quote doppelt angerechnet. Findige Händler in Asien haben vermutlich massenhaft billiges Palmöl als "Altspeiseöl" umdeklariert und nach Europa exportiert. Der Markt wurde mit "Fake-Zertifikaten" geflutet. Das Überangebot drückte den Preis in den Keller.

2. Der UER-Skandal

Konzerne konnten Klimaschutzprojekte im Ausland (Upstream Emission Reduction) anrechnen lassen. Recherchen zeigten: Viele dieser Projekte in China existierten gar nicht oder waren längst stillgelegt (z.B. Hühnerfarmen). Auch hier: Gefälschte Einsparungen drückten den Bedarf an echten E-Auto-Zertifikaten.

Fazit: Der Markt wurde manipuliert. Die Politik (BMUV) hat spät reagiert. Die Leidtragenden sind die E-Autofahrer, deren "ehrliche" Zertifikate nun entwertet sind.

Kapitel 2: Fix, Flex oder Spende? Deine Strategie 2025

In diesem volatilen Markt ist die Wahl des Auszahlungsmodells wichtiger denn je. Früher war "Flex" der Gewinner, heute ist es oft eine Falle.

Modell A: Die Fix-Prämie (Der Sicherheitsanker)

Der Anbieter garantiert dir einen festen Betrag (z.B. 80€), egal wie der Markt sich entwickelt. Er trägt das Risiko, behält aber auch alle Gewinne, falls der Preis steigt.
Empfehlung: In fallenden Märkten (Bear Market) ist das oft die beste Wahl. Du hast Planungssicherheit.

Modell B: Die Flex-Prämie (Das Zocker-Modell)

Du bekommst z.B. "85% des Verkaufserlöses". Das klingt fair. Aber: Was ist, wenn der Erlös nur 60€ beträgt? Dann bekommst du 51€.
Viele Anbieter werben mit "Bis zu 380€ möglich!". Das ist Marketing-Sprech. "Möglich" ist auch ein Lottogewinn. Schau auf den garantierten Mindestbetrag. Ist dieser 0€? Dann Finger weg!

Modell C: Sofortauszahlung (Der teure Kredit)

Du lädst den Schein hoch, 24 Stunden später ist Geld da.
Der Haken: Da das Umweltbundesamt 3-6 Monate für die Zertifizierung braucht, streckt der Anbieter das Geld vor. Das lässt er sich fürstlich bezahlen. Die Auszahlung liegt oft 30-50% unter der Warte-Variante.
Rechenbeispiel: 60€ sofort vs. 100€ in 4 Monaten. Das sind 40€ "Zinsen" für 4 Monate Kredit über 60€. Das entspricht einem effektiven Jahreszins von mehreren hundert Prozent!

Kapitel 3: Steuerfalle THG – Wann das Finanzamt mitkassiert

"Ist das steuerfrei?" – Diese Frage wird in Foren oft falsch beantwortet. Hier ist die rechtlich saubere Unterscheidung (Stand 2025, keine Steuerberatung!).

Szenario Steuerpflicht? Details
Privatwagen Nein (0€) Laut OFD Verfügung keine Einkunftsart. "Privates Veräußerungsgeschäft" erst nach 1 Jahr, aber Zertifikat entsteht erst bei Verkauf. Faktisch steuerfrei.
Dienstwagen (Firma gehört Auto) Ja (Betriebseinnahme) Prämie gehört der Firma. Muss als Ertrag verbucht werden (KSt/ESt + USt).
Dienstwagen (Mitarbeiter kassiert) Lohnsteuer! Wenn der Chef erlaubt, dass du die Prämie behältst, ist das geldwerter Vorteil / Arbeitslohn. Muss auf die Lohnabrechnung!
Photovoltaik-Anlage (Gewerbe) Komplex Wenn das Auto zum Betriebsvermögen der PV-Anlage zählt (selten), dann steuerpflichtig. Sonst meist privat.

Kapitel 4: Hidden Champions – E-Roller & Wallboxen

Nicht nur Autos bringen Geld. Viele lassen bares Geld liegen, weil sie diese zwei Sonderfälle nicht kennen.

1. Die "Großen" E-Roller (Klasse L3e & Co.)

Die Regelung für Kleinkrafträder wurde verschärft.
Früher: Man konnte jeden 45 km/h Roller "freiwillig zulassen" (großes Kennzeichen), um die Quote zu kassieren. Das wurde als Missbrauch eingestuft und ist faktisch tot (Kosten für Gutachten/Zulassung > Prämie).
Heute: Echte E-Motorräder oder Roller, die bauartbedingt schneller als 45 km/h fahren und einen echten Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) haben, sind weiterhin voll berechtigt! Hast du eine 125er E-Vespa? Cash in!

2. Die öffentliche Wallbox

Das ist der Geheimtipp für Gewerbetreibende und Hotels.
Wenn du eine Wallbox hast, die öffentlich zugänglich ist (gemeldet bei der Bundesnetzagentur, diskriminierungsfreier Zugang, z.B. via Roaming oder Ad-Hoc Payment), kannst du die geladenen kWh als THG-Quote verkaufen!
Hier gibt es keine Pauschale, sondern eine Abrechnung pro kWh. Da der Pauschalwert für Autos sinkt, wird die verbrauchsgenaue Abrechnung an Ladesäulen attraktiver.

🔗 Wohin mit dem "Gratis-Geld"?

Auch wenn es nur noch 100€ sind – es ist Geld, das auf der Straße liegt. Nutze es klug, um deine E-Mobilität weiter zu optimieren.

Fazit: Nimm mit, was geht – aber ohne Gier

Die Zeiten des THG-Goldrauschs sind vorbei. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Es ist immer noch "geschenktes" Geld für einen Aufwand von 5 Minuten pro Jahr.

Unser Rat für 2025: Sei konservativ. Nimm lieber die sicheren 80-90€ bei einem etablierten Anbieter (z.B. ADAC, Stadtwerke), als auf das 150€-Versprechen einer dubiosen Website zu hoffen, die morgen vielleicht offline ist. Gier frisst Hirn – und in diesem Fall frisst die Gier deine Quote.

Häufige Fragen (FAQ)

Warum ist die THG-Quote so stark gefallen (von 400€ auf unter 100€)?

Das ist ein perfekter Sturm aus drei Faktoren: 1. Betrug mit Biodiesel: Es wurden massive Mengen an angeblich 'fortschrittlichem' Biokraftstoff aus Asien (oft China) importiert, der in Wahrheit wohl einfach umdeklariertes Palmöl war. Das hat den Markt mit billigen Zertifikaten geflutet. 2. Der UER-Skandal: Mineralölkonzerne konnten sich Klimaschutzprojekte im Ausland (Upstream Emission Reduction) anrechnen lassen. Viele dieser Projekte existierten nur auf dem Papier. 3. Sinkende Nachfrage: Durch die schwächelnde Konjunktur wurde weniger Sprit verbraucht, also mussten die Konzerne weniger Quoten kaufen. Das Angebot an Zertifikaten war riesig, die Nachfrage klein -> Preissturz.

Muss ich die THG-Prämie versteuern?

Das kommt darauf an! 1. Privatvermögen: Für rein privat genutzte E-Autos ist die Prämie laut Verfügung der Oberfinanzdirektionen (OFD) steuerfrei. Sie gilt weder als sonstige Einkunft (§ 22 EStG) noch als gewerbliche Einnahme. 2. Betriebsvermögen (Gewerbe/Selbstständige): Hier ist die Prämie eine Betriebseinnahme und voll steuerpflichtig (Einkommen- bzw. Körperschaftsteuer + ggf. Gewerbesteuer). Zudem fällt Umsatzsteuer an, wenn du regelbesteuert bist (Reverse-Charge oder Regelbesteuerung prüfen!). 3. Dienstwagen: Wenn der Arbeitnehmer die Quote privat einstreicht (obwohl das Auto der Firma gehört), ist es steuerpflichtiger Arbeitslohn oder eine verdeckte Gewinnausschüttung. Vorsicht!

Kann ich die Quote auch für Hybrid-Autos bekommen?

Nein. Plug-in-Hybride (PHEV) sind von der THG-Quote ausgeschlossen. Nur reine Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV) und Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) sind berechtigt. Der Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) muss im Feld P.3 'Elektro' oder einen entsprechenden Code ausweisen.

Lohnt sich die 'Sofortauszahlung'?

Finanziell meist nicht, aber psychologisch vielleicht schon. Anbieter, die 'Geld in 24 Stunden' versprechen, gehen in Vorleistung. Sie zahlen dir das Geld aus, bevor sie selbst die Zertifikate vom Umweltbundesamt (UBA) bestätigt bekommen haben (das dauert oft 3-5 Monate). Für dieses Risiko und die Zinsen ziehen sie dir eine massive Gebühr ab. Oft bekommst du bei Sofortauszahlung 30-40% weniger als bei der regulären Wartezeit. Wenn du das Geld nicht dringend brauchst: Warte lieber.

Was passiert, wenn mein Anbieter insolvent geht?

Das ist ein reales Risiko im aktuellen Marktumfeld. Viele Startups haben mit hohen Margen kalkuliert, die weggebrochen sind. Geht der Anbieter pleite, während dein Antrag beim Umweltbundesamt liegt, ist deine Quote für dieses Jahr oft 'verbrannt'. Du bist Gläubiger in der Insolvenzmasse und siehst das Geld meist nie wieder. Tipp: Wähle etablierte Anbieter (z.B. Stadtwerke, ADAC oder große Automobilclubs) statt kleiner 'Garagen-Startups' mit der aggressivsten Werbung.

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