Immobilien

Kaufen oder Mieten Rechner 2025

Es ist die größte finanzielle Entscheidung deines Lebens – und meistens wird sie falsch getroffen. Der deutsche Traum vom Eigenheim ("Betongold") wird oft mit der Altersvorsorge verwechselt. Doch ist Kaufen wirklich immer besser als Mieten? Dieser Rechner ist brutal ehrlich. Er vergleicht nicht nur die monatliche Rate gegen die Kaltmiete (ein Anfängerfehler!), sondern simuliert zwei Lebenswege: Den Käufer, der Zinsen und Instandhaltung zahlt, gegen den Mieter, der sein Eigenkapital und die monatliche Differenz global am Kapitalmarkt investiert. Das Ergebnis wird dich vielleicht überraschen – oder deinen Traum auf ein solides Fundament stellen.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Vermögensvorteil = (Endwert ETF-Depot Mieter + Restwert Cash) - (Immobilienwert - Restschuld - Instandhaltungskumulation)

Warum ist das wichtig?

Nutze dieses Tool, um dich gegen emotionale Verkaufsargumente von Bankern und Maklern zu wappnen. Verstehe den Zinseszins-Effekt deiner Opportunitätskosten und erkenne, ab welchem Kaufpreis-Miete-Verhältnis (KGV) eine Immobilie zum Luxusgut wird und aufhört, ein Investment zu sein.

Beispielrechnung

Szenario: Kaufpreis 500.000€ vs. Kaltmiete 1.500€. Eigenkapital 100.000€. Zins 3,8%. ETF-Rendite 7%. Ergebnis nach 30 Jahren: Der Mieter hat oft 200.000€ mehr Vermögen, weil die Zinslast des Käufers und die Instandhaltung (Rücklagen!) den Wertzuwachs der Immobilie auffressen. Der Rechner zeigt dir deinen persönlichen "Breakeven-Point".

Anleitung: So triffst du die Entscheidung deines Lebens rational

Willkommen in der härtesten Realitätsprüfung, die das Internet für Immobilieninteressenten zu bieten hat. Wenn du hier bist, stehst du wahrscheinlich an einem Scheideweg: Sollst du dich auf Jahrzehnte verschulden, um "Herr im eigenen Haus" zu sein, oder bleibst du flexibel und baust dein Vermögen an der Börse auf?

Die meisten Menschen entscheiden aus dem Bauch heraus ("Ich will mir nicht vom Vermieter vorschreiben lassen, welche Fliesen ich habe"). Das ist okay – solange du es als Konsumentscheidung betrachtest, wie den Kauf eines teuren Autos. Aber wenn du glaubst, das Eigenheim sei automatisch die beste Geldanlage, dann musst du jetzt sehr genau hinschauen. Wir analysieren hier Variablen, die dir dein Bankberater vermutlich verschweigt.

1. Das Kaufpreis-Miete-Verhältnis (Der KGV der Immo)

Bevor du überhaupt Zahlen eintippst: Kennst du den Faktor deiner Wunschimmobilie? Teile den Kaufpreis (inkl. Nebenkosten) durch die Jahreskaltmiete einer vergleichbaren Mietwohnung.

  • Faktor unter 20: Kaufen ist oft günstiger. (Heute in A-Lagen kaum zu finden).
  • Faktor 25: Neutraler Bereich. Es kommt auf die Zinsen an.
  • Faktor über 30: Warnstufe Rot. Die Immobilie ist im Verhältnis zur Miete extrem teuer. Du spekulierst hier rein auf extreme Wertsteigerungen in der Zukunft, da die Mieteinnahmen (oder die gesparte Miete) den Kaufpreis kaum rechtfertigen.

2. Die Opportunitätskosten (Der Gamechanger)

Dies ist das Herzstück unseres Algorithmus. Wir vergleichen zwei Avatare:

🧑‍🔧 Der Käufer (Anton)

Anton nimmt sein Eigenkapital (z.B. 100.000€) und gibt es dem Verkäufer und dem Staat (Nebenkosten). Er hat 0€ im Depot. Er zahlt monatlich seine Bankrate und legt Geld für neue Fenster zurück. Sein Vermögen steckt zu 100% in Steinen.

👩‍💻 Die Mieterin (Berta)

Berta mietet das identische Haus. Sie nimmt ihre 100.000€ Eigenkapital und steckt sie in ein weltweites Portfolio (ETF). Wenn ihre Miete günstiger ist als Antons Gesamtkosten (Kredit + Instandhaltung), investiert sie die Differenz jeden Monat zusätzlich.

Die entscheidende Frage: Wächst Antons Hauswert schneller als Bertas Aktiendepot? Historisch gesehen liefern Aktien global ca. 7-8% Rendite, Immobilien inflationsbereinigt oft nur 1-2% (plus Lage-Spekulation).

Der mathematische Hintergrund: Formeln lügen nicht

Um das Endvermögen beider Szenarien zu berechnen, nutzen wir komplexe Zinseszins-Reihen. Hier ist die vereinfachte Logik für Transparenz:

1. Endvermögen Käufer ($V_K$)

V_K = (Immo_Wert_Start * (1 + W_Immo)^n) - Restschuld_n

Wobei $W_{Immo}$ die jährliche Wertsteigerung der Immobilie ist und $n$ die Jahre. Achtung: Wir ziehen hier noch nicht die kumulierten Instandhaltungskosten ab, diese fließen in die Cashflow-Betrachtung ein.

2. Endvermögen Mieter ($V_M$)

V_M = (EK * (1 + R_ETF)^n) + Summe(Monatliche_Sparrate * Zinseszins_Faktor)

Der Mieter profitiert hier massiv vom Zinseszinseffekt auf sein Startkapital.
Mathematischer Deep-Dive: Die Formel für den Endwert einer monatlichen Sparrate $r$ bei Zinssatz $p$ über $n$ Jahre lautet:
$K_n = r cdot rac{12 + 6,5 cdot p}{100} cdot rac{100 cdot ((1 + rac{p}{100})^n - 1)}{p}$
Keine Sorge, das macht der Rechner für dich. Aber du siehst: Zeit ($n$) ist der wichtigste Faktor.

Die 5%-Regel (Faustformel für Schnell-Check)

Viele Ökonomen nutzen die 5%-Regel, um zu prüfen, ob Mieten günstiger ist. Die Kosten des Kaufens ("Cost of Equity" + Zinsen + Instandhaltung) betragen grob 5% des Hauswertes pro Jahr (bei historisch normalen Zinsen).
Regel: Wenn die Jahreskaltmiete weniger als 5% des Kaufpreises beträgt, ist Mieten finanziell oft attraktiver.
Beispiel: Haus kostet 500.000€. 5% davon sind 25.000€/Jahr (= 2.083€/Monat). Kostet das Haus nur 1.500€ Miete, "sparst" du durch Mieten massiv Kapital, das du investieren kannst.

Realitäts-Check: Die stillen Rendite-Killer

In Excel-Tabellen sieht eine Immobilie oft toll aus, weil man dazu neigt, Kosten zu unterschätzen. Hier sind die Faktoren, die dir die Rendite verhageln können – basierend auf echten Marktdaten.

1. Das Klumpenrisiko (Diversifikation)

Als Immobilienbesitzer hast du oft 80-90% deines Vermögens in einem einzigen Asset, an einem einzigen Standort.

  • Ändert sich der Bebauungsplan und dir wird ein Hochhaus vor die Nase gesetzt? Wertverlust.
  • Zieht ein großer Arbeitgeber aus der Region weg (Strukturwandel)? Wertverlust.
  • Kommen neue Gesetze (z.B. Heizungsgesetz, Zwangssanierung EU-Gebäuderichtlinie)? Massive Kosten.

Der ETF-Mieter hingegen besitzt Anteile an 3.000 Unternehmen weltweit. Wenn eine Branche crasht, fangen es die anderen auf. Dieses Risiko wird beim Hauskauf oft nicht "eingepreist".

2. Die Instandhaltungs-Lüge

Viele Rechner setzen pauschal 1€ pro m² an. Das ist lächerlich wenig. Ein neues Dach kostet heute schnell 40.000€ bis 60.000€. Eine Wärmepumpe mit Einbau 30.000€.
Realität: Ein Haus ist ein "abnutzbares Wirtschaftsgut". Ohne massive Re-Investitionen fällt der Wert des Gebäudes langfristig auf Null (nur das Grundstück behält Wert). Wenn du glaubst, dein Haus ist in 30 Jahren doppelt so viel wert, ohne dass du Geld reinsteckst, unterliegst du einer Illusion.

Tipp: Gib im Rechner bei "Jährliche Instandhaltungskosten" mindestens 1,5% ein. Alles darunter ist Schönrechnerei.

3. Kaufnebenkosten sind verbranntes Geld

In Deutschland sind die Transaktionskosten weltweit mit am höchsten.
Grunderwerbsteuer (3,5% bis 6,5%) + Notar/Grundbuch (2%) + Makler (3,57% bis 7,14%).
Das sind schnell 10% bis 15% on top. Bei 500.000€ sind das 50.000€ bis 75.000€, die weg sind. Sie erhöhen nicht den Wert des Hauses. Du startest dein Investment also mit einem massiven Minus. Der Mieter startet bei Null (oder investiert diese Summe direkt). Bis das Haus diese 15% Wertsteigerung nur um "Breakeven" zu erreichen wieder reingeholt hat, vergehen oft Jahre.

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Häufige Fragen (FAQ)

Ist Miete nicht einfach rausgeschmissenes Geld?

Nein, das ist einer der hartnäckigsten Finanzmythen. Miete ist die Gebühr für die Nutzung von Wohnraum (Dienstleistung) und Flexibilität. Zinsen, die du an die Bank zahlst, sind die Gebühr für die Nutzung von Geld. In den ersten 10-15 Jahren einer Baufinanzierung zahlst du oft mehr an Zinsen 'an die Bank', als du an Kaltmiete zahlen würdest. Zudem sind Instandhaltungskosten (neues Dach, Heizung) ebenfalls 'verlorenes' Geld, das den Wert nur erhält, aber nicht steigert. Der Rechner zeigt dir schwarz auf weiß, wer mehr Geld 'verbrennt'.

Wie hoch sollte die Instandhaltungsrücklage sein?

Kalkuliere niemals zu knapp. Die Faustformel (Peterssche Formel) besagt: Über 80 Jahre fallen das 1,5-fache der Herstellungskosten an Instandhaltung an. Für den Rechner empfehlen wir konservativ mindestens 1,5% bis 2,0% des Gebäudewerts pro Jahr anzusetzen. Bei einer 500.000€ Immobilie (davon 400k Gebäude) sind das 6.000€ bis 8.000€ pro Jahr. Wer das nicht spart, lebt auf Verschleiß und erlebt beim Wiederverkauf ein böses Erwachen (Wertabschlag).

Schützt mich das Eigenheim sicher vor Inflation?

Jein. Sachwerte schützen langfristig vor Inflation, ja. Aber: Die Inflation treibt auch die Kosten für Handwerker und Materialien massiv in die Höhe. Deine Instandhaltungskosten steigen also mit der Inflation (oder stärker). Gleichzeitig entwertet Inflation deine Schulden (gut für Käufer), aber sie treibt auch die Mieten (schlecht für Mieter). Unser Rechner berücksichtigt die Mietsteigerung (Dynamik) und die Kosteninflation getrennt voneinander.

Was sind Opportunitätskosten beim Hauskauf?

Das ist der Gewinn, der dir entgeht, weil du das Geld für Zigaretten ausgibst, anstatt es für dich arbeiten zu lassen. Jeder Euro, der in Rauch aufgeht, kann keine Zinsen mehr erwirtschaften. Über lange Zeiträume (Zinseszins) ist der entgangene Gewinn oft höher als die eigentlichen Ausgaben für den Tabak.

Was passiert, wenn ich umziehen muss (Mobilitätsrisiko)?

Kaufen bindet. Die Kaufnebenkosten (Grunderwerbsteuer, Notar, Makler) betragen in Deutschland oft 10-12% des Kaufpreises. Dieses Geld ist sofort weg. Damit sich ein Kauf lohnt, muss die Wertsteigerung des Hauses diese 12% erst einmal wieder reinholen. Das dauert oft 5 bis 10 Jahre. Musst du vorher berufsbedingt umziehen und verkaufen, machst du fast garantiert Verlust. Mieten bietet hier eine ökonomisch wertvolle Flexibilität.

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