Heizung & Klima

Infrarotheizung Kosten Rechner

Es klingt wie der Traum vieler Hausbesitzer: Keine teure Wärmepumpe, keine Rohre verlegen, keine Wartung durch den Schornsteinfeger. Einfach ein paar flache, schicke Platten an die Wand hängen, Stecker in die Dose – fertig ist die Heizung. Die Marketing-Broschüren versprechen "Wärme wie von der Sonne" und "kostenloses Heizen mit der eigenen Solaranlage". Doch wenn die erste Stromrechnung im Briefkasten liegt, folgt oft das böse Erwachen.

Interaktiver Rechner

Die Formel

Kosten_IR = Wärmebedarf * Strompreis | Kosten_WP = (Wärmebedarf / COP) * Strompreis

Warum ist das wichtig?

Dieser Rechner ist dein finanzieller Schutzschild. Er trennt die physikalische Realität von den Werbeversprechen. Wir berechnen hier nicht nur, was die Anschaffung kostet (da gewinnt die Infrarotheizung immer), sondern was dich der Betrieb über 20 Jahre kostet (Total Cost of Ownership). Denn oft entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen als die teuerste Heizmethode der Welt.

Beispielrechnung

Rechenbeispiel (20.000 kWh Wärmebedarf, 30 Cent/kWh): Infrarot = 6.000€/Jahr. Wärmepumpe (COP 4) = 1.500€/Jahr. Differenz: 4.500€ pro Jahr.

🛠 Anleitung: So nutzt du den Infrarot-Rechner wie ein Energieberater

Infrarotheizungen verzeihen keine Fehler. Bei einer Gasheizung ist es egal, ob das Haus etwas schlechter gedämmt ist, man dreht einfach auf. Bei Stromheizungen führt jede ungedämmte Wärmebrücke sofort zu explodierenden Kosten. Deshalb sind die Eingaben hier entscheidend.

1. Die Heizlast (Watt pro m²) – Der Schicksalswert

Dies ist die wichtigste Zahl in der gesamten Berechnung. Sie gibt an, wie viel Energie dein Raum verliert, wenn es draußen kalt ist.

  • Neubau / Passivhaus (10 - 20 W/m²): Hier ist Infrarot oft genial. Der Wärmebedarf ist so gering, dass die hohen Stromkosten kaum ins Gewicht fallen.
  • Sanierter Altbau (40 - 60 W/m²): Der Grenzbereich. Hier kann Infrarot als Zusatzheizung sinnvoll sein, als Hauptheizung wird es teuer.
  • Ungedämmter Altbau (> 100 W/m²): Finger weg! Wer hier elektrisch heizt, zahlt pro Winter Tausende Euro. Ein 20m² Raum benötigt dann 2.000 Watt Dauerleistung. Das sind ca. 70 Cent pro Stunde!
Wie finde ich meinen Wert? Schau in deinen Energieausweis oder nutze folgende Faustformel:
  • Baujahr vor 1970 (unsaniert): Wähle 100-120 W/m².
  • Baujahr 1980-2000 (doppelverglast): Wähle 60-80 W/m².
  • Neubau nach 2020: Wähle 20-30 W/m².

2. Die Investition (Capex) vs. Betrieb (Opex)

Hier liegt der große Trick der Infrarotheizung.

Gib im Feld "Investition" die Kosten für die Paneele an. Ein ganzes Haus lässt sich oft für 5.000 € bis 8.000 € ausstatten. Vergleiche das gedanklich mit einer Wärmepumpe (25.000 € +). Aber: Der Rechner wird dir zeigen, dass die niedrige Investition oft schon nach 5-7 Jahren durch die brutalen Stromkosten aufgefressen wird.

3. Der Strompreis und die PV-Illusion

Viele Nutzer geben hier "0 Cent" ein, weil sie eine Solaranlage haben. Das ist ein fataler Fehler (siehe Abschnitt "Realitäts-Check 2"). Gib deinen realen Netzbezugspreis ein (z.B. 35 Cent/kWh). Auch wenn du PV hast: Im Winter (wenn du heizt) scheint die Sonne kaum. Du wirst Strom zukaufen müssen!

📐 Der mathematische Hintergrund: Physik lässt sich nicht betrügen

Um zu verstehen, warum Infrarotheizungen so kontrovers diskutiert werden, müssen wir einen Ausflug in die Thermodynamik machen. Es geht um den Unterschied zwischen Stromdirektheizung und Wärmepumpe.

1. Das Gesetz von der Erhaltung der Energie (Joule-Effekt)

Eine Infrarotheizung ist physikalisch gesehen ein Widerstandsheizer. Strom fließt durch einen Leiter (Carbonfasern oder Heizdrähte), der Widerstand erzeugt Wärme.

COP_Infrarot = 1,0

Das bedeutet: Aus 1 kWh Strom machst du exakt 1 kWh Wärme. Nicht mehr, nicht weniger. Es gibt keinen physikalischen Hebel.

2. Der Vergleich zur Wärmepumpe (Carnot-Prozess)

Eine Wärmepumpe "erzeugt" keine Wärme, sie "pumpt" sie nur von draußen nach drinnen (wie ein umgekehrter Kühlschrank). Sie nutzt den Strom nur als Antrieb für den Kompressor.

COP_Wärmepumpe ≈ 3,5 bis 5,0

Das bedeutet: Aus 1 kWh Strom macht die Wärmepumpe 3 bis 5 kWh Wärme, indem sie sich den Rest aus der Umwelt (Luft/Erde) holt.

3. Die Kostenformel

Daraus ergibt sich die brutale Wahrheit für deinen Geldbeutel:

Kosten_IR = Wärmebedarf * Strompreis

Kosten_WP = (Wärmebedarf / COP) * Strompreis

Rechenbeispiel (20.000 kWh Wärmebedarf, 30 Cent/kWh):
Infrarot: 20.000 * 0,30€ = 6.000€ pro Jahr
Wärmepumpe (COP 4): (20.000 / 4) * 0,30€ = 1.500€ pro Jahr

Fazit der Mathematik: Du zahlst mit Infrarot im Betrieb das Vierfache. Die Frage ist nur: Wie viele Jahre dauert es, bis dieser Nachteil die günstigere Anschaffung auffrisst? Unser Rechner zeigt dir genau diesen "Break-Even-Point".

🧠 Realitäts-Check 1: Strahlungswärme vs. Konvektion

Warum schwören manche Leute trotzdem auf Infrarot? Weil Zahlen nicht alles sind. Es gibt einen physiologischen Effekt, den man kennen muss: Die operative Temperatur.

Konvektion (Klassisch)

Ein normaler Heizkörper erwärmt die Luft. Die warme Luft steigt nach oben (warmer Kopf), kühlt an der Decke ab und fällt unten wieder runter (kalte Füße). Man muss die Luft oft auf 22°C - 23°C aufheizen, damit man sich wohlfühlt.

Strahlung (Infrarot)

Infrarotstrahlen erwärmen nicht die Luft, sondern die Körper, auf die sie treffen (Wände, Möbel, Haut). Genau wie die Sonne im Winter. Du fühlst dich schon bei 19°C bis 20°C Lufttemperatur wohl, weil die Wände warm sind.

Der Spareffekt: Pro Grad weniger Lufttemperatur sparst du ca. 6% Heizenergie. Das ist das Hauptargument der IR-Befürworter.

Der Schatten-Effekt (Die Kehrseite): Infrarot ist Licht. Wo kein Licht hinkommt, ist Schatten. Wenn du unter dem Esstisch sitzt und das Paneel an der Decke hängt, sind deine Beine "im Schatten". Die Tischplatte schirmt die Wärme ab. Es kann zu "kalten Zonen" kommen.

🔥 Realitäts-Check 2: Die "Autarkie-Lüge" (PV + Infrarot)

Dies ist das gefährlichste Missverständnis, das Verkäufer gerne nutzen: "Kaufen Sie eine Infrarotheizung und nutzen Sie Ihren eigenen Solarstrom! Heizen zum Nulltarif!"

Lass uns das rational zerlegen.
Wann heizt du? Im November, Dezember, Januar, Februar.
Wann liefert deine PV-Anlage Strom? Im Mai, Juni, Juli, August.

Das Winter-Dilemma:

Im Dezember liefert eine typische 10 kWp Solaranlage oft nur 5 bis 10 kWh pro Tag (an trüben Tagen fast nichts).
Ein schlecht gedämmtes Haus mit Infrarotheizung benötigt im Dezember aber oft 50 bis 80 kWh Wärme pro Tag.

Rechnung: Bedarf 60 kWh - PV-Ertrag 5 kWh = Defizit 55 kWh.

Diese 55 kWh musst du teuer aus dem Netz kaufen. Ein Batteriespeicher hilft dir hier nicht, weil er im Winter gar nicht erst voll wird! Fazit: PV hilft, ja. Aber sie deckt im Winter oft nur 10-15% des Heizbedarfs einer Infrarotheizung.

🏗 Realitäts-Check 3: Das GEG 2024/2025

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) hat strenge Regeln. Darf man überhaupt noch eine Stromdirektheizung einbauen? Ja, aber unter harten Bedingungen.

  • Im Neubau: Eine Infrarotheizung als Hauptheizung ist nur erlaubt, wenn das Gebäude einen baulichen Wärmeschutz aufweist, der 45% besser ist als der gesetzliche Mindeststandard (Effizienzhaus 40/55 Niveau).
  • Im Bestand (Altbau): Wenn du eine bestehende Gas-/Ölheizung rauswirfst und nur Infrarot einbaust, musst du ebenfalls bauliche Mindeststandards erfüllen (Dämmung). Ausnahme: Selbstgenutzte Ein-/Zweifamilienhäuser (Risiko bleibt bei dir!).

⚠️ Warnung: Schimmel und Bausubstanz

Infrarotheizungen können Schimmel verhindern – oder verursachen, je nach Nutzung.

Der Vorteil (Trockene Wände): Da Infrarot die Wände direkt erwärmt, liegt die Wandtemperatur oft über der Lufttemperatur. Kein Taupunkt an der Wand -> Kein Schimmel. Ein riesiger Vorteil in alten Gebäuden!

Die Gefahr (Kalte Ecken): Wenn ein Raum nur punktuell bestrahlt wird (z.B. Bild an der Wand), können Ecken im "Strahlungsschatten" (hinter dem Schrank) extrem auskühlen. Da die Luft kühler gehalten wird (Thermostat auf 19°C), kann Feuchtigkeit in diesen kalten Ecken kondensieren.

Tipp: Außenwände müssen direkt bestrahlt werden! Hänge Möbel nicht direkt vor kalte Außenwände.

🔗 Dein Wissensnetzwerk: Was du jetzt prüfen musst

Berechne jetzt oben deine Szenarien. Wirst du die Sonne ins Haus holen oder dein Konto verbrennen? Die Physik entscheidet.

Häufige Fragen (FAQ)

Lohnt sich Infrarot als Zusatzheizung im Bad?

Ja, absolut. Das ist der perfekte Anwendungsfall. Du bist nur 30 Minuten morgens im Bad. Eine Fußbodenheizung träge hochzufahren dauert Stunden und kostet viel Energie. Ein Infrarot-Spiegel ist in 2 Minuten heiß, wärmt dich direkt nach dem Duschen und geht danach wieder aus. Effizienz: Top, weil 'On-Demand' Nutzung.

Kann ich mein ganzes 70er-Jahre Haus damit beheizen?

Technisch ja, finanziell ist es Selbstmord. Wenn du 20.000 kWh Wärmebedarf hast, zahlst du (wie oben berechnet) 6.000 € Strom pro Jahr. Nach 10 Jahren hast du 60.000 € verheizt. Zum Vergleich: Eine Sanierung + Wärmepumpe kostet vielleicht 40.000 €, spart dir aber 45.000 € an Betriebskosten. Die Infrarotheizung ist im ungedämmten Altbau eine Kostenfalle.

Ist Infrarotstrahlung gesundheitsschädlich?

Nein, im Gegenteil. Es handelt sich um IR-C Strahlung (langwellig). Das ist genau dieselbe Strahlung, die ein Kachelofen abgibt. Sie fördert die Durchblutung der Haut. Keine Staubaufwirbelung (gut für Asthmatiker und Allergiker). Keine trockenen Schleimhäute. Medizinisch gesehen ist es eine der gesündesten Heizarten.

Decke oder Wand? Wo montiere ich sie?

Physikalisch ist die Deckenmontage am besten. Grund: Der Fußboden wird direkt von oben angestrahlt und erwärmt sich (indirekte Fußbodenheizung). Keine Möbel stehen im Weg (kein Strahlungsschatten). Die Wärme verteilt sich wie ein Lichtkegel im ganzen Raum. Bei Wandmontage heizt man oft den Schrank oder das Sofa gegenüber auf, was ineffizient ist.

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